Freitag, 18. Juli 2014

Sprachmöglichkeiten nutzen



Im Allgemeinen ist man der Meinung, Sinn der Sprache sei Kommunikation. Ich behaupte aber, das ist nur ihr vordergründiger Zweck. Sicher, wir können uns austauschen, können miteinander reden. Aber will ich wirklich das dümmliche Gesabber des "netten Kollegen", das nervige Geblöke der Nachbarin, die erniedrigenden Tiraden meines Chefs hören? Soll darin der Sinn der Sprache liegen. In den meisten Fällen neigt man doch eher entweder zu Sprache 1 des Körpers, der Sexualität, oder zu dessen Sprache 2, der Gewalt. Auf den Austausch von Worthülsen gleich welcher Zunge kann der Mensch ganz gut verzichten. Und zu Erwerbs- und Versorgungszwecken kann man sich auf reinen Informationsaustausch beschränken.

Der wahre Sinn der Sprache ist auch eine Form der Kommunikation. Diese findet aber nicht bi- oder multilateral, sondern unilateral nur mit mir selbst statt. Die Sprache ist dazu da, um meinem inneren Ich, meinem Bewusstsein, die Welt schönzureden. Jetzt höre ich wieder die Stimmen, die felsenfest und stur behaupten, man müsse "ehrlich zu sich selbst" sein. Ich bitte Sie, wo steht das geschrieben? Dann kommt das Argument, man löge sich doch nur "in die eigene Tasche". Ja und! Es genügt doch, dass die Wahrheit erkennbar ist. Muss ich sie deshalb wissen wollen? Eindeutig nein. Die Realität ist schlimm genug. Und drum hat Gott uns die Sprache geschenkt, damit wir uns dieses jämmerliche Dasein sprachlich anpassen, zurechtrücken, schönreden können. Das schafft dem Herzen Ruhe. Nur seelisch nicht gefestigte Individuen kommen immer wieder auf die niederschmetternde Wahrheit zurück, bis sie eines fernen Tages an dieser zerbrechen. Und dann ist das Geheule und Gezeter wieder riesig. Ich sage nur: Selbst schuld! 

Ich habe zum Beispiel nie wieder Schreibblockaden, sondern es ist entweder schöne, freie Zeit oder gar eine Kreativpause

Ich kann auch nicht untergehen und vor den Trümmern meines Lebens stehen, sondern ich bin dann dabei, einen neuen Anfang zu wagen

Auch bin ich keineswegs ein irrer Soziopath, weil man mich doch viel vernünftiger als verhaltensoriginelles Unikum bezeichnen kann. 

Eine Bombe kann man als ein schreckliches und mörderisches Tötungsinstrument bezeichnen, aber ich finde "Bevölkerungsregulator" klingt besser. 

Sie finden, das sei zynisch? Ich würde es humorvoll nennen. Und Humor ist Geschmackssache; meiner muss Ihnen ja nicht unbedingt gefallen. 

Eine "planmäßige Reduzierung von Waffen bei gleichzeitiger Verhinderung einer Verschärfung des Welternährungsproblems" würden Sie dann vermutlich völlig phantasielos "Krieg" nennen. 

Ja, ich kann es schon hören, wie behauptet wird, ich würde die Realität leugnen. Was blanker Unsinn ist, denn wenn etwas Realität besitzt, so ist es logischerweise nicht mehr zu leugnen. Aber muss ich mir diese zerstörerische Sichtweise zueigenmachen? Ich lasse die Realität, wie sie ist, benenne sie aber um. Zu meinen Gunsten, für mein Wohlbefinden. 

Lassen Sie uns die Welt schönreden. Denn dazu ist die Sprache da. Alles andere ist selbstquälerischer Masochismus. Und das ist hart an der Grenze zur Perversion. Oder sind Sie auch eine oder einer von denen, die gerne leiden? Dann viel Spaß dabei! Aber bitte ohne mich

© drago 2014

5 Kommentare:

  1. Lieber drago, dein *Artikel* gefällt mir.Sich die Welt mit Sprache schönreden, das muss geübt und gekonnt sein. Das geht nicht von heut auf morgen.
    Unser Sprachschatz ist quasi auf einem eingefahrenen Gleis. Der Mensch bekommt etwas vorgesetzt und übernimmt.
    Im Privaten kann so etwas vielleicht schneller funktionieren. Vielleicht.
    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier!
    Doch, sich das Wort *Krieg* schönzureden, dies ist nun gar nicht in meinem Sinne. Es darf auch hier Ausnahmen geben, lächel...

    Aber du hast es schon formuliert, die eigene Meinung muss keinem anderen gefallen...

    LG, Edith

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  2. So, dieser Post ist jetzt (fast) ein Jahr alt. Seither hat sich niemand mehr gefunden, der etwas veröffentlicht hätte. Ich mache eine Ausschreibung:

    Vorläufig erkläre ich diesen Blog für "KOMATÖS" !
    Sollte sich kein Widerspruch erheben, so wird er
    in DREI MONATEN amtlich für "TOT" erklärt!

    Entscheidet Euch!

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    1. Widerspruch! Deutlicher Widerspruch meinerseits!

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    2. Auch von mir: Widerspruch!
      Aber: es wäre nicht von Nachteil, wenn die "Bösen Dichter" zu denen ich auch gehöre und andere Bö-Mitglieder sich hier mehr als bisher in Form von Kommentaren und eigenen Beiträgen beteiligen würden. Ich gelobe Besserung!

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