Montag, 28. Januar 2013

Gedanken zum Gedenken


Was gibt es denn Besseres als
Gedenktage? Sie jähren sich
regelmäßig und manchmal auch rund.
Und die ihnen zugrunde liegenden
Ereignisse können gar nicht 
schrecklich genug sein, als dass
sich nicht etwas daraus machen ließe.

Ein großes Glück ist das ja für
die Betroffenheitsschaffenden.
Man kann schön hinterleuchten, 
aufarbeiten, in Kontext setzen
und wird dazu etwas veranstalten.
Etwas Großes, mit einem Zeitzeugen 
zum Gruseln und getragener Musik.

Dann wird man in seinem Stuhl sitzen
und sich heimlich umsehen, ob die anderen
erstens alle da sind und zwotens 
hinreichend Kümmernis heucheln und
drittens einen ebenfalls taxieren,
denn es ist der Karriere dienlich,
wichtig zu sein und betroffen.


© M.G.

Montag, 14. Januar 2013

Wir bauen...


Wir bauen, legen Gleise tiefer.
Philharmonien, groß im Stil.
Gediegen wollen wir abfliegen.
Was soll das kosten? Gar nicht viel.

Was sind schon die paar Milliarden?
Scheißegal, ist doch nur Geld.
Wir wollen Denkmäler uns setzen.
Zu unserm Ruhm und der Nachwelt.

Wir baggern, fällen, bohren Tunnel.
Betonieren, meinen's gut.
Ist es doch zu aller Wohle.
Drum schert uns nicht des Spießers Wut.

Volkes Wille und auch Stimme
sind wir. Logisch, dass es blecht.
Nein, wir sind nicht sein Gewissen.
Wir bauen, denn wir haben recht.

© M.G.

Sonntag, 13. Januar 2013

Diät bis zur Pietät


Darmlockernder Yoghurt, abgespeckte Salami,
So pass ich garantiert ins' Hemd von "Armani".
Diäten machen kopfkrank und gestört - 
und was am Ende bei' rauskommen kann, 
erfahrt ihr hier - also hört! 

In einem fränkischen Dorf mit Getreidesilos
Gab's 'ne Frau mit restlichen Kilos.
Ihr Name war Helga und sie fühlte sich plump,
Sie fühlte sich unwohl - ja sogar ungesund!

Ihr Mann Bertram fand' sie schön und zum anbeißen,
Doch Komplimente schien sie mit Leichtigkeit,
aus ihrem Bewusstsein zu schmeißen. 
Sie sah' viel Fern und dort kein Fett - nur Eitelkeit.
"SO muss es sein - so will ICH sein!"
Dünn, schlank, schön - was auch immer der Kasten schreit.

Sie fand die Kohlsuppendiät, im Internet.
"10 Pfund in 7 Tagen? Weg mit dem Fett!"
Sie kochte sich die übelriechende Suppe.
Dass der Gestank so manchen störte, war ihr schnuppe.

Nach 3 Tagen schon, göckte sie bei jedem Teller.
Ihre Verdauung funktionierte zugleich schneller.
Die motzte ihren Betram in Grund und Boden.
"Wenn'st dein Schnitzel vor meinen Augen frisst,
mach ich Suppe aus deinem Hoden!" 

So kam es, dass Betram in seinem Arbeitszimmer speiste.
Das war jedoch der Toilette viel näher.
Er hörte, dass Helga wie ein Maschinengewehr scheißte,
Zum anbeißen fand er sie nun gar nicht mehr. 
So quälte Helga sich und ihren Gatten,
Bis beide keine Lust mehr auf Gespräche hatten.

Nach 1 Woche war die Diät vorbei.
"Endlich geht's zu Ende, dei G'schiss und G'schrei!"
Helga wog sich und fand:
"9 Pfund sind weg! Das ist brilliant!"
Viel dünner war sie zwar nicht geworden,
Verlieh sich aber selbst 'nen Orden.

Als Entschuldigung und Belohnung,
Lud sie Betram ein - zum Essen.
Braten mit Klößen, saftige Saucen und,
Der Stress war so gut wie vergessen.

Beim Frühstück am nächsten Morgen.
Sprach er ernst zu ihr:
"Mach' sowas bitte nie wieder mit mir!"
 "Jetzt bin ich glücklich, mach dir keine Sorgen!"

Nach ein paar Wochen Glotzen und Spachteln,
Wollte Helga zur Waage wackeln.
Die Augen plumpsten ihr beinah' aus dem Schädel,
"Mehr als vor der Diät! Jetzt bin ich ein noch fetteres Mädel!"

Sie setzte ihren Mann sofort in Kenntnis,
Sie baue sich jetzt noch einmal das Speisegefängnis.
Es sei ihr egal, ob's ihm gefällt.
Diesmal für 2 Wochen - Damit's auch hält!

Es schnippelte und schepperte in der Küche,
Betram kam's wieder hoch - "Diese Gerüche!"
Er stellte sich hinter sie und fokusierte den Kopf,
Packte sie am Schopf,
Und stopfte ihn nüchtern in den Topf..



Samstag, 12. Januar 2013

Geflüstert ins Spülbecken


Wir hatten wilde Gedankengänge
beschrifteten Blatt
vor dem Mund
keine Lüge
in Jahreszeiten
und grauhaarige Schriften
ließen uns kalt
scherten sich einen Dreck
um uns
an der Stange zu halten
wo Avantgarde
schon barbusig tanzte
und jeder Literat bereit war
sein letztes Höschen anzubiedern
mit sprachlosem Satz
dem Kehlkopf empor zuschlagen
wo es nur ging
hinkte ein roter Stift
sich Reinheit zu entbehren
kein Seelenrap mehr
geflüstert
ins Spülbecken
kein brainstorm
gekritzelt auf Häuserfasade
nur diese Sprache
ins Nichts
und blieb dort
Bedeutung
zu überprüfendes
Wort


© Marco Kerler

Montag, 7. Januar 2013

Der normale Wahnsinn


Das "Normale" 
setzt eine zugrunde liegende
Norm voraus.

Da jeder sich selbst
für "völlig normal" hält,
muss es also eine
Vielzahl von Normen geben.

Wodurch die Norm 
kein "allgemeines Maß"
mehr ist, sondern
Ausdruck der Individualität.

Das Normale 
wird dadurch
zum Einzigartigen.

Wahnsinn ist also
total normal.
Verrückt, oder?!


© drago